Die Illusion von der sozialen Gerechtigkeit
Jedes Kind wird von seiner familiären Umgebung geprägt. Bereits im Mutterleib ist eine Beeinflussung gegeben. Gesunde Ernährung, eine stressfreie Umgebung und eine gute medizinische Versorgung sowie das Wissen um das heranwachsende Leben bereichern das Kind, während ungesunde Ernährung, Rauchen, Alkohol, Drogen, schwierige Lebenssituationen( Arbeitslosigkeit, unzufriedenstellende Wohnsituation,...) es belasten.
Eine entspannte Lebenssituation der
Familie schafft die Basis dafür, dass das Kind in einer Umgebung von
Liebe, Zuwendung und ausgewogener sozialer Auseinandersetzung aufwachsen
kann.
Die exemplarisch angeführten Belastungen bzw. Bereicherungen finden wir
in jeder Familie und sozialen Schicht, wobei Häufungen durchaus
zuordenbar sind.
Bereicherungen:
Intensive Beziehung mit und zu den Eltern, altersadäquate Spiele und
Bücher, beschränkter und ausgewählter Fernsehkonsum, Spielen im Freien,
Nutzung von Vereinsangeboten, gemeinsam verbrachte Zeit mit den Eltern,
Einbindung des Freundeskreises in die Familienaktivitäten, Erleben der
Natur (Waldhütterl oder Staudamm bauen, Verstecken spielen, Spielen mit
Pfeil und Bogen,...), Basteln und Kochen mit den Eltern,....
Ein großes Allgemeinwissen der Eltern bringt dem Kind einen großen
Wortschatz und Verständnis für die alltäglichen Zusammenhänge von Natur,
Gemeinschaft, Zeit,....
Belastungen:
Körperliche Züchtigung, negative Vorbildfunktion der Bezugspersonen, der
Fernseher oder die Videospiele als Babysitter, kein Vorlesen durch das
Hindernis der eigenen Lesefähigkeit oder Desinteresse, Beschränkung der
Welt des Kindes auf einen kleinen wohnortgebundenen Teil, schlechte
ärztliche Versorgung bzw. Vernachlässigung der Gesundheit durch
Unwissenheit, geringer Wortschatz durch fehlende Kommunikation und/oder
fehlende Sprachkenntnisse sowohl in Deutsch als auch in der
Muttersprache, fehlende Förderung der Interessen, etc.
Alltägliche Zusammenhänge von Natur, Gemeinschaft, Zeit,... werden durch
fehlendes Wissen und fehlenden Wortschatz nur unzureichend vermittelt.
Tatsache ist, dass das soziale Umfeld und die schulische Entwicklung in einem engen Zusammenhang stehen - und zwar unabhängig von den geistigen Fähigkeiten und Möglichkeiten des Kindes.
Kindergarten und Schule sollen die entstandenen Unterschiede aus den ersten Lebensjahren ausgleichen und für die Kinder im Bereich der Bildung die gleichen Möglichkeiten schaffen.
Diese hohe und unerfüllbare Erwartungshaltung gegenüber den Bildungseinrichtungen wird in der Gesellschaft als Versagen unseres Bildungssystems empfunden.
Die Verantwortung über die Entwicklung unserer Kinder liegt aber immer noch bei uns selbst und kann von keiner staatlichen Institution übernommen werden.
Stadler Michael
Obmann von hope